PASCAM WoodBlog

Blog für digitale Unternehmen oder die, die es werden wollen.

NAVIGATION - SEARCH

Das digitale Möbelhaus II

Nach den Grundlagen des ersten Teils zu diesem Thema hier nun eine Vertiefung zu diesem Thema. Warum ist das digitale Möbelhaus mehr als nur ein Webshop? Ganz einfach: Die Kunden wollen beim Möbel mehr Mitspracherecht als bei einem Handy.

Bei einem Handy akzeptiert der Käufer, dass er z.B. nur 2 Farben auswählen kann. Braucht er ein größeres Display, so muss er gleich zu einem anderen Modell greifen. Will er mehr Speicher, muss er gleich noch die teure Kamera mitkaufen. D.h. der Kunde hat nur die Wahl zwischen passt nicht und passt nicht.

Das war bei Möbeln sicherlich oft auch so in der Vergangenheit. Bei den Büro- oder Küchenmöblern galt viel Jahre: Sie können jede Farbe, nur Lichtgrau muss sie sein. Zum Glück hat sich das gewandelt und man bekommt nun farbige Korpusse. Warum dies jetzt erst? Viele Teile hat man auf Halde produziert, da kommt man mit Varianten einfach nicht klar, und seien es nur Farbvarianten. Waren freie Maße notwendig, hat einfach das Teil kleiner geschnitten und evtl. Dübel nachgebohrt. Zum Glück gehört dies nun immer mehr der Vergangenheit an.

In einem konventionellen Möbelhaus hat der Verkäufer natürlich oft Probleme, dem Kunden zu vermitteln, warum man aktuell keine Ahorn-Dekor bekommt, stattdessen die Kernbuche in Mode ist. Möbel sind dadurch in Mode-Erscheinungen gekommen - ein Unding schon in der Kleiderindustrie und noch viel mehr bei Möbeln. Möbel altern nun nicht mehr funktional, sondern in Mode und werden voll funktionstüchtig auf den Müll geworfen. Das kann in aller Meinung kein Weg sein!

der konventionelle Verkäufer bekommt das mit dem Dekor aber trotzdem beim Kunden durch, denn nach 3 Stunden Planung ist der Kunde eh "durch" und unterschreibt, denn ob es im nächsten Möbelhaus besser, bezweifelt jeder "gegarte" Kunde. Ein guter Job vom Verkäufer, eine schlechte Lösung für den Kunden.

In einem digitalen Möbelhaus stehen alle in einem viel größeren, evtl. auch globaleren Wettbewerb. Global sicherlich nicht im Sinne von Intercontinental, aber räumlich sicher weiter gefasst. Dadurch ist das Thema Vielfalt natürlich viel mehr im Fokus, auch hinsichtlich Farben und Optionen. D.h. das Angebot muss größer sein als bisher, die Stückzahlen sinken pro gleichartiges Fertigungsteil. Die Kombinatorik wird oftmals dann so groß, dass die Fertigungsweise sich ändern muss und auch mit starren Systemen wie Raster, Erweiterungsbausätze etc. es zunehmend schwierig wird, die neuen Anforderungen zu genügen.

Diese Aspekte wollen wir in den folgenden Blogs mal genauer beleuchten.

 

Der Schreiner und sein Konfigurator

Wie haben uns ja nun angeschaut, wie ein Schreiner an neue Kunden auf digitaler Art und Weise rankommen kann. Dabei wurde die Schlussfolgerung gezogen, dass für das interaktive Erlebnis ein Konfigurator sinnvoll ist. Doch muss der die neuen Anforderungen erfüllen.

Grundvoraussetzung ist für solch ein neuer Webkonfigurator, dass er Modellgetrieben ist. Da ein Schreiner viele, ganz verschiedene Produkte fertigt, muss dies auch ein Webkonfigurator können. Das geht datentechnisch auf vernünftige Art und Weise nur, indem neben den Geometriedaten alle Beziehungsdaten in einem Modell abgebildet werden.

Was bedeutet dies? Fangen wir mit so einfachen Dingen wie Maßänderungen an. Ein Schrank verhält sich auf Maßänderung komplett anders als eine Haustüre. Während letztere z.B. ein festen Türenmaß hat und eine Breitenänderung alleine mittels Seitenteile angepasst werden können, will man in einem Schrank eine gleichförmige Aufteilung haben. 

Soll z.B. der Türgriff ausgetauscht wird, stehen der Haustüre sicherlich komplett andere Griffe zur Verfügung als Möbeln. In einem Hautürenrahmen können verschiedene Hautürblätter eingesetzt werden, aber bestimmt keine Möbeltüren. Andersherum ist es genauso.

Durch den Modellgetriebenen Ansatz stehen alle Informationen im Modell drin, so dass ein einfaches Hochladen neuer Modelle gewährleistet ist, ohne einen Programmierer zu beschäftigen. 

Weiterhin gibt es dann die Möglichkeit, neue Varianten durch den Benutzer erzeugen zu lassen, so dass ganz neue Kombinationen entstehen, die so vom Modell nie vorgesehen waren. Und hier ist der Eingriffspunkt der neuen Konfiguratoren, die dann keinen "BestellMich"-Button haben, sondern den Schreiner mit dem neuen Modell versorgen, worauf dieser dann mit dem Kunden in Kommunikation gehen kann und das Modell zu einem bestell-fertigen Auftrag vorantreiben kann. Gerade dieser kreative, schöpferische Schritt ist das Neue was die Konfiguratoren heutzutage auf den Weg bringen müssen. Geht es nur um "Standradware", ist man sicherlich im digitalen Möbelhaus besser aufgehoben.

Wie das nun in der Anwendung aussehen kann, wollen wir in einem folgenden Blog aufzeigen, in dem wir mal wieder ein Video drehen wollen. Also bis demnächst